Solarpaket I: Einigung der Ampel

Balkonkraftwerk © EHirsch

Die Ampelkoalition hat doch noch die Kurve bekommen. Die Einigung über das Solarpaket I soll in Kürze verabschiedet werden. In einer der kommenden zwei Sitzungswochen des Bundestages soll das lang ersehnte Paket in trockenen Tüchern sein.

Das Reformpaket um das Solarpaket I soll den Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen entbürokratisieren und den Zubau von Photovoltaik weiter beschleunigen. So können sogenannte Balkonkraftwerke deutlich einfacher installiert und betrieben werden.

Doch ganz happy zeigt sich der Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) nicht. „Das Solarpaket enthält viel Licht, leider aber auch Schatten“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.

„Wir sind zuversichtlich, dass das Gesetz als Energiewende-Beschleuniger wirken wird und auf Dächern und Freiflächen in den nächsten Jahren noch mehr Solarmodule installiert werden können. Klimaschutz, Privathaushalte und Gewerbebetriebe werden profitieren“, freut sich Körnig. Ein großer Wermutstropfen bleibt jedoch. „Heimische Solarmodul-Fabriken gehen jedoch leider weitgehend leer aus,“ stellt der Hauptgeschäftsführer fest.

Deutsche Industrie wird im Regen stehen gelassen

Konkret ging es um den Resilienzbonus, den die Solarbranche zur Unterstützung einer heimischen Zell- und Modulproduktion gefordert hatte. „Im harten Standortwettbewerb mit Asien und den USA um die Solarfabriken der Zukunft sei damit eine Chance für eine Renaissance der Solarindustrie in Deutschland und für mehr Sicherheit bei der Versorgung mit solartechnischen Schlüsselkomponenten verspielt worden“, so der Branchenverband.

Die FDP-Partei war nicht bereit, über ihren Schatten zu springen und der heimischen Solarindustrie unter die Arme zu greifen. Hintergrund ist, dass mehrere heimische Solarfirmen planen, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen und Deutschland den Rücken kehren. Das Unternehmen Meyer-Burger hat solch einen Schritt schon zum Teil vollzogen. Chinesische Hersteller fluten aktuell den europäischen Markt mit Modulen zu Dumpingpreisen. „Es wird keinen Resilienzbonus geben, um einzelne Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit zu subventionieren“, erklärte der FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler dazu.

Mit dem Solarpaket sollen bürokratische Hürden für den Ausbau der Sonnenenergie in Deutschland fallen und so der Ausbau vorangetrieben werden. Der Betrieb von Balkonkraftwerken soll einfacher werden sowie auch auch die Nutzung von selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom in Mehrfamilienhäusern. Auch die Möglichkeiten für Solaranlagen auf Äckern und Feldern sollen erweitert werden.

Solarmodul auf der Garage ©Ehirsch

Apropos Balkonkraftwerke: Laut dem Branchenverband BSW-Solar dürfte das Potenzial von „Steckersolaranlagen“ bzw. sogenannten „Balkonkraftwerken“ durch das Solarpaket I enorm ansteigen. Der Gesetzentwurf definiert Steckersolargeräte als eigenen Anwendungsfall für Photovoltaik, grenzt diese in Mieterhaushalten und bei Wohnungseigentümern immer beliebteren solaren Kleinerzeuger von der Installation größerer Solarsysteme rechtlich ab und vereinfacht ihre Nutzung und Anmeldung.

Künftig soll man das „Balkonkraftwerk“ nur noch in einer Datenbank beim Marktstammdatenregister eintragen, der örtliche Netzbetrieber erhält die Daten dann nicht mehr vom Solarerzeuger, sondern von vom Marktstammdatenregister. Eine Hürde weniger also für Otto Normalverbraucher. Alte nicht-digitale Stromzähler, z.B. Ferraris-Zähler, dürfen übergangsweise weiterverwendet werden, die sich dann einfach rückwärts drehen, wenn Strom ins Netz eingespeist wird. Die örtlichen Netzbetreiber tauschen die alten Zähler sukzessive gegen die neuen digitalen Zähler aus.

Ferner wird die Leistung von Balkonsolaranlagen angehoben. Für Geräte mit einer Wechselrichterleistung von insgesamt bis zu 800 Watt (bisher 600 Watt) gilt eine vereinfachte Anmeldung.

Was lange währt, wird demnächst endlich wahr. Seit August 2023 ist das Solarpaket I eigentlich eine beschlossene Sache…


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