Letzte Woche fand auf dem Münchner Messegelände von Dienstag bis Freitag die electronica 2024 statt. Runde 80.000 Besucher ließen sich auf der Weltleitmesse der Elektronikbranche die neuesten Innovationen von den 3.480 Ausstellern zeigen.
Neben Nachhaltigkeit waren Künstliche Intelligenz, Mobilität der Zukunft und Nachwuchskräfte wichtige zentrale Themen der Messe.
„Die electronica ist für Infineon eine strategisch wichtige Leitmesse“, sagt Eva Arzmiller, Head of Live Communiation bei Infineon Technologies. „Der Andrang an unserem Messestand ist enorm und übertrifft unsere Erwartungen.“
In diesselbe Kerbe schlug Alexander Gerfer, CTO der Würth Elektronik eiSos Gruppe. „Hier hatten wir die Gelegenheit mit Kunden ins Gespräch zu kommen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und langfristige Partnerschaften zu pflegen“, so Gerfer. „Als Leitmesse bietet die electronica die perfekte Plattform für diese wertvollen Kontakte.“
Infineon:
Noch vor Messebeginn der electronica lud der Münchner Halbleiterhersteller zur Jahrespressekonferenz ein. Vorstandsvorsitzender Jochen Hanebeck legte die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 auf den Tisch. Die konjunkturelle Abschwächung der Elektronik- und Digitalindustrie ging auch bei Infineon nicht vorüber, ein Rückgang um acht Prozent gegenüber dem Rekordgeschäftsjahr 2023 war die Folge. Immerhin gab es im Automobilgeschäft ein Plus von zwei Prozent, doch die allgemeine schlechte Stimmung in der Automobilbranche bereitet den Münchner Hersteller doch etwas Kopfzerbrechen.
Im Anschluß machte das Blog sich auf den Weg, den Infineon-Stand einen Besuch abzustatten. Dort wurden in einem Citroen e C3-Elektroauto die eingebauten Halbleiterbauteile von Infineon präsentiert. Die Münchner haben bekanntlich einen mehrjährigen Kooperationsvertrag mit dem niederländischen Automobilhersteller Stellantis abgeschlossen.
Apropos Automobil: Infineon und Arnold NextG vertiefen die Zusammenarbeit bei Drive-by-Wire. Drive-by-Wire gilt als Schlüsseltechnologie für das automatisierte und letztendlich autonome Fahren. Für jegliche Drive-by-Wire-Anwendungen bietet Arnold NextG mit „NX NextMotion“ ein nach eigenen Angaben einzigartiges Zentralsteuergerät. Die Schlüsselkomponenten der Mikroelektronik des Systems bestehen zu 80 Prozent aus Halbleitern von Infineon. Ein zuverlässiger Motorsteuerungs-Chipsatz der Münchner sorgt für ein Höchstmaß an Lenkverfügbarkeit.
Im Bereich Nachhaltigkiet zeigte Infineon eine Wärmepumpe von Vaillant, die mit Infineon-Sensoren und sieben Modulen ausgestattet ist. Der Fokus liegt hier auf leistungsstarke Lösungen für nachhaltiges Energiemanagement in Verbindung mit Photovoltaik. Im Bereich dreiphasige Hybrid-Invertern zeigten die Münchner ihre Kontrollerkarten und Boards, die für eine sichere, zuverlässige und effiziente Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom sorgen.
Klimaanlagen werden mittlerweile so konzipiert, dass Sensoren die Lüftung entsprechend ansteuern und beispielsweise beim Erkennen von Personen umleiten. In Kooperation mit dem südkoreanischen Hersteller LG zeigte Infineon eine eindrucksvolle Demonstration. Last but not least zeigten die Münchner beim Thema KI-Rechenzentren, welche Bauteile zu einer effizienten Ausstattung dafür notwendig sind.
Forschungsprojekte en vogue
Auf dem Stand vom deutschen Unternehmen Diotec gab es ein innovatives Baldachin-Solarmodulelement zu bestaunen, das im Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer-Institut und weiteren Partnern entwickelt und erarbeitet wurde. Diotec stellt dazu die Modul-integrierten Bypassdioden-Chips bereit, eingebettet in die dünne Wabenstruktur der Solardachelemente, um bei Verschattungen und ungünstigen Wetterbedingungen das optimale Ertragsergebnis zu generieren. Insbesondere für denkmalgeschützte Gebäude seien die Solardachmodule konzipiert. Wann diese zur Serienreife gelangen, wurde nicht kommuniziert.
Ein weiteres spannendes Projekt gab es bei OptiMel zu sehen. Das Projekt Voyager-PV will Solarmodule verbessern. Unter Koordination der Leibniz Universität Hannover haben sich sieben Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft in dem Projekt Voyager-PV zusammengefunden, um an neuen technologischen Lösungen für Photovoltaikanlagen zu forschen.
Ziel ist es, Wechselrichter und digitale Technik in das Solarmodul zu integrieren und dadurch die Effizienz zu erhöhen und gleichzeitig die Kosten zu senken. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie förderte das Vorhaben mit rund 2,2 Millionen Euro.
OptiMel, einer der Partner beim Projekt Voyager-PV, hat auf der Solarmodulrückseite die Elektronik samt Wechselrichter mit einer speziellen Technologie vergossen. Einkapselungstechniken, die z. B. im Automobilbereich kostengünstig eingesetzt werden, um die Elektronikkomponenten vor Umwelteinflüssen zu schützen, wurden in die PV-Modulproduktion durch den Vergusstechnik-Fertigungsanlagen-Spezialist Optimel übertragen. Dadurch wurde die Applikation der Elektronik an dem PV-Modul wesentlich vereinfacht. Gehäuse, Kabelzugentlastung, Klebeschichten und evtl. Kabel zwischen Anschlussbox und Elektronik sind dann nicht mehr notwendig. Das Projekt wurde dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen und es bleibt zu hoffen, dass diese Technologie den Weg zur Serienreife findet.
Weitere Eye-Catcher
Ein besonderer Hingucker auf dem Messegelände war ein umgebauter VW Käfer, der als Elektrofahrzeug mit Teslas 1140 Nm, circa 1.000 PS, Dual Drive Motoren ausstaffiert wurde. Das 1.000 Kilogram schwere Auto schafft es innerhalb von zwei Sekunden auf 100 km/h und wird mit einem 47 kWh Batterieakku versorgt.
Ein gläserner Audi Q6 e-tron auf der Messe? Gibt’s nicht, gibt’s doch. Das Ingolstädter Elektroauto wurde nur mit dem Bordnetzumfang ausgestellt. Die Leitungslänge des Audi Q6 e-tron umfasst über 3,5 Kilometer und beinhaltet 1.565 Stück Leitungen. Schon gigantisch, wie so ein Fahrzeug inzwischen mit Leitungen ausstaffiert wird.
Nach vier Messetagen zog Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, eine äußerst positive Bilanz der electronica 2024: „Seit 60 Jahren ist die electronica der zentrale Treffpunkt der internationalen Elektronikindustrie. Auch in diesem Jahr hat die Messe am Technologiestandort München eindrucksvoll die Innovationskraft der Branche bewiesen. In den Hallen konnte man erleben, wie Zukunftstechnologien schon heute Gestalt annehmen – von intelligenten Energielösungen bis hin zu smarter Mobilität – und welche entscheidende Rolle die Elektronikindustrie als Treiber auf dem Weg dorthin spielt.“
Die nächste electronica findet in zwei Jahren vom 10. bis 13. November 2026 statt. Sie ist auf alle Fälle einen Besuch wert.